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Bischofswerdaer Bürger wollen „Wende-Geschichten“ erlebbar machen

Eine Serie von Zeitzeugenforen bewahrt die Erinnerung an die friedliche Revolution. Zum Auftakt kamen rund 20 Interessierte.

Stadt und Kreis Bischofswerda vor 20 Jahren: Was damals geschah, belegen nur kleinere  private Materialsammlungen und einige Zeitungsartikeln und Schriftstücke im Stadtarchiv. Was jedoch fehlt, ist eine vollständige Materialsammlung, die auf der Grundlage der historischen Abläufe in den Wendejahren dokumentiert, wie und mit welchen Kräften sich die friedliche Revolution konkret in Bischofswerda vollzogen hat:

Mit der Veranstaltungsreihe, dem „Erzählcafé zur friedlichen Revolution 1989/90“ soll gemeinsam mit den Zeitzeugen Erfahrungen und Erinnerungen an die demokratische Revolution im Raum Bischofswerda wachgehalten sowie die Ereignisse erforscht und die Ergebnisse veröffentlicht werden. Das Konzept dafür wurde im Dezember 2008 durch den Bischofswerdaer Archivar Axel Becker entwickelt.

Die Teilnehmer des Zeitzeugenforums, darunter Bürger, die sich für politische Veränderungen in der DDR engagierten wie Dr. Helga Dietze, Dr. Ernst Wirth, Dr. Siegfried Schlegel, Ekkehard Hopf, Sigrun und Falk Nützsche, Hubertus Wolf, Rosemarie Urland, Roland Mohring, Waldemar Rufenach, die Brüder Sven und Kai Urban sowie zwei Geschichtslehrer des Goethe-Gymnasiums, sprachen sich für das Projekt aus.

Gemeinsam wurden bereits erste inhaltliche Schwerpunkte und Themenkomplexe erarbeitet. Die kommenden Treffen werden sich u.a. mit der Formierung der Opposition in Bischofswerda, der Kaserne auf dem Löwenberg, der Stationierung von SS-12-Raketen im Taucherwald sowie der Geschichte des Mähdrescherwerkes Bischofswerda/Singwitz beschäftigen.

Geplant ist auch der Aufbau einer Internetplattform, die Beatrix Beyer aus Bühlau umsetzen und betreuen wird. In Abständen  von zirka vier Wochen soll es in der Begegnungsstätte der Volkssolidarität ein Zeitzeugenforum geben.

Das nächste Erzählcafé  wird sich mit der Auflösung der Bischofswerdaer Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit in Bischofswerda am 12. Dezember 1989 beschäftigen. Referent ist der Zeitzeuge Hubertus Wolf, der damals für das Neue Forum die Räumung des Dienstgebäudes kontrollierte.

 

Beitrag nach einem Artikel von Verena Mann  

Historische Zeitungsausschnitte

Die Auflösung der Dienststelle des MfS in Bischofswerda, Erzählcafé am 25.02.2010

Zum 2. Erzählcafé am 25. Februar 2010 kamen 37 interessierte Bürger in die Begegnungsstätte der Volkssolidarität auf der Stolpner Straße in Bischofswerda. Nach der Begrüßung durch Axel Becker, dem Initiator der Zeitzeugeninitiative in Bischofswerda, und seinen Ausführungen zum Wesen der Staatssicherheit in der DDR, erinnerte der Bürgerrechtler und Zeitzeuge Hubertus Wolf in einem sehr authentischen Erlebnisbericht an die Auflösung der Bischofswerdaer Dienststelle des MfS und den Transport der sichergestellten Akten vom Stasihaus an der Bischofstraße nach Dresden im Dezember 1989.

Im zweiten Teil der Veranstaltung sprach der Zeitzeuge Siegfried Wünsche, der zur Wendezeit als Staatsanwalt im damaligen Kreis Bischofswerda tätig war. In seinen Ausführungen erläuterte er seine Aufgaben bei der Auflösung der hiesigen Stasi-Dienststelle. Herr Wünsche legte den Hauptschwerpunkt seines Vortrages dabei auf die detaillierte Rekonstruktion der Bischofswerdaer Ereignisse im Zeitraum vom 05. Dezember bis zum 12. Dezember 1989.

Beide Zeitzeugen nahmen auch zu der damals vereinbarten Sicherheitspartnerschaft  zwischen Demonstranten und der Polizei Stellung. Diese Partnerschaft resultierte aus der Überzeugung, dass die Kontrolle und Auflösung der Staatssicherheit auf friedlichem Wege nur in Kooperation mit der Volkspolizei und der Staatsanwaltschaft möglich sei. So ist es trotz unterschiedlicher Auffassungen gelungen, dass alle Beteiligten unter der Federführung des Neuen Forums einen Konsens fanden, dessen Basis der friedliche Dialog und die gegenseitige Achtung waren.

Die Besucher des 2. Erzählcafés hatten anschließend die Möglichkeit, an beide Zeitzeugen Fragen zu stellen und ihre eigenen Erfahrungen und Erinnerungen in die Diskussionsrunde einzubringen. Die rege geführten Gespräche machten deutlich, dass die Thematik des DDR-Geheimdienstes auch heute noch von großem Interesse ist. Das nächste Zeitzeugenforum  wird sich deshalb dem Thema der „Stasi-Akteneinsicht“ widmen.

Gekürzter Beitrag nach Verena Mann